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Auf dem Weg in den weichen Rückversicherungsmarkt

1. November 2025

Dr. Marc Surminski |

Die Zeit der rituellen öffentlichen Schaukämpfe in Monte Carlo und Baden-Baden ist vorbei. Jetzt muss sich zeigen, was die Prognosen über die Entwicklung des Rückversicherungsmarktes wert sind. Trotz aller rhetorischer Gegenwehr der Rückversicherer: Der Trend zu einem weicheren Markt ist offenbar stark. Nach sehr ertragreichen Jahren für die Rückversicherer trifft nun ein deutlich erhöhtes Angebot auf eine eher sinkende Nachfrage. Und die Schadenbelastung in Deutschland war 2025 bislang eher unterdurchschnittlich. Die logische Folge: Die Preise sinken, die Deckung wird erweitert. Der Zyklus lebt.

Schon raten die ersten Makler ihren Kunden, sich insbesondere im NatCat-Bereich Kapazitäten zu sichern, um etwa für die Herausforderungen der möglichen Elementarpflichtlösungen im deutschen Markt gewappnet zu sein. Nach der Ahrtal-Katastrophe hatten manche deutsche Erstversicherer noch Mühe, ihre Elementardeckung überhaupt vernünftig erneuert zu bekommen. Aber der Wechsel vom Verkäufer- zum Käufermarkt und wieder zurück ist so alt wie die Rückversicherung selbst. Es bleibt zu hoffen, dass die neue Phase des Zyklus‘ keine allzu großen Übertreibungen mit sich bringt, denn die Lage ist in Sparten wie Kfz oder D&O nicht so rosig, wie es für einen von den Rückversicherern mitgetragenen neuen Preiswettbewerb nötig wäre.

Aktuell geben große Player wie die Hannover Rück die Devise aus: Die Preise sinken, aber sie sind noch risikoadäquat. Ab wann das nicht mehr der Fall sein wird und inwieweit die Rückversicherer auch angesichts des zunehmenden alternativen Kapitals wieder Kompromisse machen müssen, wird sich zeigen. Deckungen für Frequenzschäden sind offenbar inzwischen wieder zu bekommen – auch wenn viele Rückversicherer sie nach wie vor ablehnen und statt der in Verruf geratenen Aggregat-Deckung früherer Zeiten aktuell lieber strukturierte Rückversicherungslösungen propagieren.

Überschattet wird die Aufbruchsstimmung bei den Erstversicherern von den Erfahrungen, die das Insurtech Element im letzten Jahr machen musste. Weil die Rückversicherungsdeckung nicht verlängert werden konnte, schlingerte das Unternehmen in die Insolvenz. Jetzt hebt die BaFin warnend den Zeigefinger und fordert von den Erstversicherern eine realistische Einschätzung für die Erneuerung des Rückversicherungsschutzes, damit die Solvenz nicht durch zu positive Einschätzungen verfälscht wird. Künftig wird die Aufsicht genauer auf die Rückversicherungsverträge schauen, um einen zweiten Fall Element unbedingt zu verhindern. Angesichts der Möglichkeiten, die ein weicherer Rückversicherungsmarkt im Zweifelsfall für Erstversicherer mit Problemen bieten könnte, ist das nur folgerichtig.

Bei ihrer Fixierung auf die Marktzyklen sollte die Branche aber nicht vergessen, dass Preise und Gewinne zwar ein wichtiges Thema sind. Aber mindestens genauso wichtig muss das Bestreben sein, die bestehenden Deckungslücken etwa im Bereich von Elementargefahren oder Cyber zu schließen. Neue Produktideen statt Fixierung auf Preiszyklen: Das würde den Kuchen in der Rückversicherung insgesamt wieder größer machen. Dabei kann alternatives Kapital helfen – oder auch einfach mehr Kreativität bei den Maklern und Rückversicherern.

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