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Auf der Suche nach einer guten Geschichte

1. April 2017

Dr. Marc Surminski |

Eine gute Story ist Millionen wert. Das gilt nicht nur in Hollywood, sondern auch in der Versicherungswirtschaft. Während im Filmgeschäft aber häufig mit der Variation des Immergleichen Geld verdient wird (Star Wars, Batman Begins/Rises/Begins Again), geht es im Versicherungsgewerbe anspruchsvoller zu: Hier reicht es den Analysten nicht, wenn die alten Erfolgsrezepte variiert werden. Hier muss eine wirklich neue Geschichte her, um die Gunst der Investoren zu gewinnen. Nur genauso viel oder noch mehr Geld zu verdienen als im letzten Jahr ist zu wenig. Das Publikum, gelangweilt von den jahrzehntelangen Erfolgsgeschichten der Assekuranz, will neue Reize.

Die versprechen die FinTechs. Disruption ist schon mal ein starker Anreiz, ein paar Millionen auf den FinTech-Roulette-Tisch zu legen. Vielleicht ist ja das nächste große Ding dabei, vielleicht das erste InsurTech-Uber, dass die alte Welt zerstört, vielleicht auch nur ein Unternehmen, das irgendwann mal Geld verdient. Da sehen die Versicherer plötzlich ziemlich alt aus. Rekordgewinne? Dividendenerhöhung? Langweilig. Wo ist Eure Story? Mindestens eine große Übernahmephantasie sollte man schon zu bieten haben, besser noch einen Digitalisierungs-Masterplan, mit dem das Unternehmen in die Zukunft katapultiert werden kann, am besten mit nur noch 30% der bisherigen Belegschaft.

Die großen, börsennotierten Versicherer in Europa geben sich redlich Mühe, eine gute Story zu liefern. Manchmal werden dafür sogar roten Jogging-Schuhe eingesetzt. Dabei sind die Zahlen in der Regel gut, die Marktposition stabil, die Perspektiven nicht so schlecht, dass morgen oder übermorgen schon der Untergang der bisherige Versicherungswelt drohen könnte. Aber das zählt alles nur noch am Rande, die wahren Werte werden anderswo gesucht. Wohl dem, der sich diesem Spiel entziehen kann.

Die deutschen Versicherungsvereine und die öffentlichen Versicherer müssen auch liefern, aber es reicht aus, wenn sie solide Zahlen liefern und keine Breaking News. Sie können den Gegenpol bilden zu den getriebenen Aktiengesellschaften, die häufig kaum noch Herr des Geschehens sind. Sie müssen nicht hyperventilieren, wenn sie nach Berlin in die FinTech-Gründerszene pilgern. Sie brauchen das nur zu tun, wenn sie dort in der ganzen heißen Luft mal eine wirklich gute, neue Idee entdecken.

Darin liegt der Reiz des deutschen Marktes: Die Vereine und die Öffentlichen haben sich als Gegenpol zu den Aktiengesellschaften behauptet und können ohne den Druck von Analysten und Investoren ihr Geschäft so machen, wie sie es für richtig halten. Zum Verdruss der großen AGs hält das in manchen Sparten die Preise niedrig und sorgt für eine Alternative. Die internationalen Konzerne wiederum halten den Markt in Bewegung und sorgen dafür, dass die Vereine und die Öffentlichen nicht erstarren. (Und die rauen Marktbedingungen sorgen dafür, dass wenig Platz mehr ist für Selbstherrlichkeit und Management-Methoden von Vorgestern, wie es sie bei Vereinsund Regionalfürsten gegeben haben soll, früher natürlich.)

Eine gute Story sollten die Versicherer lieber Hollywood überlassen. Dort arbeiten die teuersten Geschichtenerzähler der Welt, und auch denen fällt häufig nichts ein. Mit solider Langeweile ist man nicht schlecht aufgestellt, wenn es um das Geldverdienen mit Versicherungen geht. Für etwas Spannung und Glamour können dann die Global Player der Assekuranz sorgen – hoffentlich mit Happy End und ohne Selbstdisruption.

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