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Cyber – Stabilisierung des Marktes durch Ausbau des Privatgeschäfts?

1. September 2025

Dr. Marc Surminski |

In Cyber häufen sich die schlechten Nachrichten. Oder sind Meldungen über gravierende Cybervorfälle eher gute Nachrichten, um die Nachfrage nach Deckung anzukurbeln? Egal wie man das sehen mag: Die aktuellen Schadenfälle zeichnen das Bild einer beunruhigenden Bedrohungslage – und die alte Frage steht einmal mehr im Raum, ob Cyberversicherungen angesichts der extrem dynamischen Entwicklung der Risiken überhaupt nachhaltig kalkulierbar sind.

Bei den aktuellen Schadenfällen geht es vom Kleinen ins Große: Der Hackerangriff auf den Industrieversicherungsmakler Büchner Barella vor wenigen Wochen lieferte ein neues Beispiel dafür, dass auch die Branche, die Cybersicherheit und Prävention bei ihren Kunden voranbringen will, selbst immer wieder von empfindlichen Attacken getroffen wird. Im Großen zeigte sich das im Angriff auf die Allianz Life in den USA, bei dem Daten von gut 1,1 Mio. Kunden erbeutet worden sein sollen. Globale Dimensionen hatte dann die Attacke auf das Microsoft-Programm SharePoint, das weltweit Firmen, Behörden und Universitäten nutzen, um Daten auszutauschen. Wenn so weitverbreitete Programme wie die des in vielen Bereichen als Quasi-Monopolist auftretenden Software-Giganten Microsoft (nicht zum ersten Mal!) erfolgreich attackiert werden können, stellt sich die Frage nach systemischen Cyber-Risiken ganz konkret.

Die deutschen Versicherer weisen zu Recht darauf hin, dass sich systemische Risiken bei Cyber nicht mehr über privatwirtschaftliche Lösungen decken lassen. Die Branche plädiert für Pool-Konzepte mit staatlicher Beteiligung oder eine Teilung der Risiken wie beim Terror-Versicherer Extremus. Ob das bei einer Bundesregierung auf offene Ohren stößt, die trotz neuer Milliardenschulden in einem erbitterten finanziellen Verteilungskampf steckt und zudem noch das Problem der Elementarschadenversicherung mit einer ebenfalls möglichen staatlichen Beteiligung lösen muss, wird sich zeigen.

Kräftige Prämienanpassungen, verschärfte Bedingungen, reduzierte Deckungssummen – in den Jahren der Sanierung des Cyber-Marktes haben die deutschen Versicherer es mit den klassischen Methoden versucht, um das Risko zu begrenzen. Das hat zwar das Wachstum der Branche gedämpft, aber die Ertragslage nicht nachhaltig entspannt: Die Combined Ratio stieg in 2023 von 78% auf 97%, und die Leistungen gingen um rd. 50% nach oben. (Zahlen für 2024 lagen noch nicht vor.) Die Hoffnungsbranche Cyber ist also nicht gerade ein Ertragswunder.

Eine Möglichkeit, die volatile Schadenentwicklung abzupuffern, wäre der Ausbau des privaten Cybergeschäftes. Es findet in Deutschland bislang nur in einer kleinen Nische statt. Wie in Haftpflicht könnte ein größeres, lukratives Privat-Cyberportfolio dabei helfen, teure Cyber-Schäden aus dem gewerblichen und industriellen Geschäft auszugleichen. Die Ertragssituation in der gesamten Haftpflicht ist traditionell im deutschen Markt gut – trotz aller Schreckensmeldungen über Verbraucherschutzklagen, Social Inflation und PFAS.

Um das Potenzial des Cyber-Privatmarktes zu erschließen, müsste die Branche aber in die Offensive gehen und mit attraktiven, einfach online abschließbaren Produkten auf den Markt kommen – auch verstärkt im Wege von Embedded Insurance beim Kauf von Handy und Computer. Das Bewusstsein für Cyberrisiken ist bei den Menschen vorhanden – jetzt muss man es nur schaffen, daraus Abschlüsse zu generieren. Am Ende ist aber auch der Privat-Cybermarkt nicht geschützt vor systemischen Risiken: Wenn die großen Microsoft-Programme oder die globalen Cloud-Anbieter nach einem Cyber-Angriff In die Knie gehen sollten, dann wäre auch das Privatgeschäft in Not.

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