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Die digitale PKV

1. Juli 2017

Beginnt jetzt die digitale Revolution in der PKV? Mit Ottonova hat der erste digitale Krankenversicher seine Zulassung erhalten. Für die Branche ist das ein Weckruf. Dass der Marktführer Debeka sich mit 10% an diesem Start-Up beteiligt hat, macht deutlich, welche große Rolle er der Digitalisierung für das Geschäftsmodell der PKV beimisst. Die Ziele von Ottonova sind vorerst bescheiden; es ist auch überhaupt nicht gesagt, dass die Gesellschaft mit ihrem Online-Vertrieb in der Vollversicherung überhaupt Erfolg haben wird. Aber die Neugründung zeigt, wieviel Veränderungspotenzial es in der PKV durch die Digitalisierung gibt.

Denn anders als die meisten übrigen Versicherungssparten ist die PKV prädestiniert für neue digitale Services. Denn hier hat der Kunde regelmäßig Kontakt zu seinem Versicherer, hier erlebt er oft monatlich den Service und die Leistungsstärke des Unternehmens (oder auch das Gegenteil). Diese regelmäßigen Leistungskontakte digital zu gestalten, spart viel Geld, macht die Leistungsabwicklung schnell und bietet die Möglichkeit für die Gesellschaften, regelmäßig mit ihren Kunden zu kommunizieren. Das stärkt die Bindung an den Versicherer, kann aber noch viel mehr bewirken: Durch die gewonnenen Informationen und die Kontakte hat der Versicherer die Möglichkeit, das Verhalten der Kunden zu beeinflussen, langfristig ihre Gesundheit zu verbessern und die Leistungsausgaben abzusenken.

Ottonova versteht sich wie der US-Krankenversicherungspionier Oscar als Lotse seiner Kun- den durch den Gesundheitsdschungel. Diese Lotsenfunktion kann über die entsprechenden digitalen Werkzeuge bei den online-affinen jüngeren Kunden ganz anders wahrgenommen wer- den als früher. Die fürsorgliche Lenkung der Kunden – zu einem gesundheitsbewussten Verhalten, zur Prävention, zu den richtigen Ärzten und Therapien – kann so wie selbstverständlich zum Kern des Krankenversicherungsproduktes werden. Und das Ganze geschieht freiwillig, weil die Kunden bereit sind, auf diese neuen Services zurückzugreifen.

Die Frage ist, wieweit sich die PKV hier in Richtung einer digitalen Gesundheitskontrolle bewegt, wie es manche Kritiker im Zusammenhang etwa mit dem Vitality-Programm der Generali vermutet hatten. (Das bisher ja in der Krankenversicherung nicht eingesetzt wird.) Verhaltensabhängige Tarife sind, so die Meinung der meisten Juristen, in der PKV- Vollversicherung nicht zulässig. Allerdings könnte man die Nutzung von E-Health-Elementen etwa über die Beitragsrückerstattung bei Leistungsfreiheit steuern und hier mit Bonus- Regelungen arbeiten. Außerdem gilt: Wenn die digitalen Elemente etwa zu Vorsorgeaktivitäten oder zur Fitness-Kontrolle attraktiv genug gestaltet sind, dann werden sie von den jüngeren Kunden, die ein wesentlich liberaleres Verhältnis zur Preisgabe auch persönlicher Daten haben als frühere Generationen, auch gern genutzt.

Für PKV-Unternehmen, die auf solche Services setzen, ergeben sich dadurch große Chancen, was die Auswahl der Kunden anbetrifft. In den einschlägigen Vitality-Beständen in Großbritannien etwa liegt die Sterblichkeit der Versicherten signifikant niedriger als im Durchschnitt der Bevölkerung. Auf der nächsten Stufe der Digitalisierung droht der Branche zudem durchaus weitere Gefahr bei der Risikoselektion: Wenn es stimmt, dass man über die Nutzung aller im Internet vorhandenen Daten ein ziemlich genaues Gesundheitsprofil jedes Menschen zeichnen kann, dann wären Google und andere Datensammler in der Lage, der PKV für viel Geld eine Auswahl der besten Risiken anzubieten oder diese so- gar selbst in einer eigenen Gesellschaft zu versichern.

Die PKV darf vor diesen Bedrohungen nicht die Augen verschließen. Mit attraktiven Produkten selbst die digital-affine Zielgruppen anzusprechen, wie es Ottonova versucht, ist der richtige Ansatz. Mit den Erfahrungen, die hier in Sachen digitale Services und Steuerung des Kundenverhaltens gesammelt werden, kann die PKV einen Schlüssel für ihre Zukunftssicherung in die Hand bekommen. Viele Gesellschaften sehen das Potenzial und investieren mittlerweile selbst viel Geld in die Digitalisierung. Das Rennen um die digitale Zukunft der PKV ist eröffnet.

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