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Geht es nicht mehr ohne den Staat?

1. März 2025

Dr. Marc Surminski |

In wichtigen Geschäftsfeldern werben die deutschen Versicherer um eine Beteiligung des Staates – weil sie die Grenzen der Versicherbarkeit erreicht sehen. Zwar hat das Thema in Deutschland keine so große Dramatik wie in den USA, wo gerade die Waldbrände in Los Angeles das Problem der Versicherbarkeit in Zeiten des Klimawandels drastisch deutlich gemacht haben. Hier herrscht – ebenso wie in anderen Regionen der USA – bereits ein Deckungsnotstand, und der fehlende Versicherungsschutz für Immobilien könnte eine neue schwere Hypotheken- und Finanzkrise nach sich ziehen. Aber auch bei uns zeichnet sich nach Ansicht des GDV in wichtigen Feldern ein Ende des traditionellen Versicherungsprinzips ab – wenn der Staat nicht gemeinsam mit den Versicherern gegensteuert.

Es geht um Elementarschäden und Cyber. Beide Bereiche bergen großes Geschäftspotential für die Versicherungswirtschaft: Es gibt erhebliche Deckungslücken, und das Schließen der Protection Gap würde der Branche das erhoffte Wachstum in einem ansonsten weitgehend verteilten Sachversicherungsmarkt bringen.

Aber in beiden Bereichen ist das Wachstum ins Stocken geraten: Die Durchdringungsquote bei Elementarschutz wächst nur langsam, und in Cyber ist vielen Versicherern der Appetit auf Neugeschäft angesichts der verschärften Risikolage inzwischen vergangen. Im Elementarbereich droht zudem unter der neuen Bundesregierung eine Pflichtversicherungslösung: Bei der CDU/CSU stand sie im Wahlprogramm, und bis auf die FDP hatte auch keine andere Partei etwas dagegen. Das würde der Branche zwar neue Beitragsströme erschließen – aber zu einem Preis. Eine Pflichtversicherung ohne Prävention und Risikoselektion könnte sich zu einem schwarzen Loch für die Versicherer entwickeln.

Der Vorstoß des GDV kurz vor der Wahl, bei Cyber und Elementargefahren auf neue Konzepte im Rahmen von Private-Public-Partnerships zu setzen, kam daher zur richtigen Zeit. Die Branche präsentiert sich damit als Problemlöser – und nicht als Verhinderer (etwa einer Pflichtlösung für die Elementardeckung). Damit geht sie von ihrem bisherigen Kurs ab, alles aus der Branche selbst lösen zu wollen, und knüpft an Konzepte an, die schon andere Märkte erfolgreich erprobt haben. In Großbritannien sorgte das Programm „Flood Re“ beispielsweise dafür, dass sich die Versicherer nicht aus der Deckung von Überschwemmungsrisiken zurückzogen, weil der Staat die Spitzenrisiken übernahm und sich zur Prävention etwa durch Baumaßnahmen verpflichtete.

In Cyber, wo man der neuen Bundesregierung ebenfalls ein Konzept zur Zusammenarbeit vorschlagen will, könnte man an das Extremus-Modell zur Terrordeckung anknüpfen. Große Cyber-Kumule – etwa ausgelöst durch Cyber-Terror oder Cyber-Krieg – sind für die Versicherungswirtschaft mit den bisherigen Mitteln nicht zu decken. Die Versicherbarkeit von systemische Risiken, wie sie mit Cyber in unserer digitalisierten Welt drohen, ist ohne die Mithilfe des Staates nicht gegeben. Wenn die Branche ein kluges Angebot macht, bei dem sie selbst möglichst viele Risiken trägt und ihre Expertise bei der Schadenvermeidung und der Schadenabwicklung einbringt, wird der Staat es nur schwer ablehnen können.

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