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Neue Regulierungsrunde in der Lebensversicherung

1. April 2022

M.S. |

Wenn die deutschen Lebensversicherer und die Vermittler ernsthaft gedacht haben sollten, dass die Frage der Kosten und der Interessenkonflikte im Vertrieb künftig in Aufsicht und Politik keine große Rolle spielen werden, müssten sie umdenken: Während die Politik zwar momentan von den gewaltigen tagesaktuellen Herausforderungen so in Beschlag genommen zu sein scheint, dass sie sich kaum mit Zukunftsszenarien des Lebensversicherungsvertriebes beschäftigen kann, hat die Aufsicht sich jetzt bei diesem Thema erneut in Position gebracht.

Die BaFin beschäftigte sich kürzlich mit der Kostenbelastung von Versicherungsanlageprodukten und mit potenziellen Interessenkonflikten im Vertrieb. Ihr Fazit: Die Kosten sind zu hoch. Gerade im Vergleich zu den klassischen Produkten, bei denen die BaFin-Umfrage deutlich niedrigere Effektivkostenlasten ermittelt hat, gibt es bei den Fondspolicen nach Meinung der Aufsicht problematische Kostenstrukturen und Fehlsteuerungen der Vermittler. Die BaFin sieht das Preis-Leistungsverhältnis bei diesen Produkten kritisch – und kündigt konkrete Maßnahmen bei einzelnen Unternehmen an.

Über einen langen Zeitraum hat das Kostenthema die Lebensversicherung nun schon beschäftigt – verändert hat sich wenig. Mit der Zinserosion und den rückläufigen Überschüssen hat es aber zunehmend größere Bedeutung gewonnen. Die Beteuerungen der Branche aus früheren Jahren, die Kosten aus eigenem Antrieb weiter senken zu wollen, blieben weitgehend folgenlos. Auch die kostendämpfenden Regulierungsmaßnahmen der Vergangenheit (etwa das LVRG) haben wenig bewirkt. Die gesamten Aufwendungen für den Vertrieb sind unverändert hoch, die Abschlusskostenquote ist kaum gesunken.

Die deutschen Lebensversicherer werden sich nun auf eine neue Regulierungsrunde einstellen müssen. Das Thema „Provisionsdeckel“ ist auch nach der Beerdigung der Pläne durch die alte Bundesregierung weiter auf der Agenda der Aufsicht, die es in die Politik tragen wird. Jetzt ist die Frage, inwieweit die Politik mitzieht. Die SPD war die treibende Kraft hinter den alten Deckel-Plänen; auch die Grünen sind keine Freunde der Vermittler. Jetzt führt allerdings die FDP das Finanzministerium, und man kann annehmen, dass die Liberalen keine Anhänger von solchen Eingriffen in einen freien Markt sind. Aber auch aus Europa gibt es Druck auf die Kosten: Beim neuen grenzüberschreitenden Rentenprodukt PEPP sind die Kosten radikal gedeckelt. Zwar gibt es zum Start in diesem Frühjahr peinlicherweise kein Unternehmen, dass dieses Produkt anbieten will. Aber das Konzept könnte als Vorbild für eine Opt-Out-Lösung dienen, die auch in der deutschen Politik etliche Freunde hat.

Das Kostenthema droht, den Lebensversicherern somit in nächster Zeit auf die Füße zu fallen. Wenn die Ampelkoalition irgendwann einmal tatsächlich beginnt, an ihren Plänen für neue Formen der geförderten Altersvorsorge zu arbeiten, kann es für die Lebensversicherer und ihre Vertriebe eng werden. In Sachen Kostenreduzierungen haben sie wenig vorzuweisen. Der Blick der Politiker dürfte sich nach Schweden richten, wo eine Pflichtlösung ohne Vertriebskosten zu einer deutlichen Steigerung der Altersvorsorge geführt hat. Die Branche sollte daher Pläne für ein Alternativprodukt in der Schublade haben, mit dem sie den Politikern ein Angebot für eine kostenreduzierte Standardpolice machen kann. Das wäre hilfreich, um eine Opting-Out Lösung zu verhindern, mit der die Vermittler künftig völlig von einer neuen geförderten Altersvorsorge abgeschnitten wären.

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