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Regionalität und digitale Zukunft

29. Juni 2018

Dr. Marc Surminski |

Das öffentliche Versicherungslager erlebt seit den 1990er Jahren eine starke Konzentrationsbewegung. In den letzten Jahren geriet dieser Prozess allerdings ins Stocken. Mit der geplanten Fusion von Provinzial NordWest und Provinzial Rheinland würde sich die Konsolidierung jetzt wieder kräftig beschleunigen und ein neuer öffentlicher Großversicherer entstehen. Unabhängig davon, ob diese Fusion tatsächlich verwirklicht wird, hat sich der Druck aus dem Sparkassenlager, größere Einheiten und am Ende wenn möglich einen einzigen gemeinsamen Versicherer zu schaffen, heute deutlich verstärkt. Die enormen Erfolge der R+V scheinen vielen Sparkassenchefs der Beweis zu sein, dass eine große Einheitslösung mehr Durchschlagskraft bringt als regionale Einzelgesellschaften. Das steht in gewissem Kontrast zur unveränderten Zersplitterung der Sparkassenlandschaft und den häufig sehr individuellen Strategien im Versicherungsgeschäft der einzelnen regionalen Sparkassen-Fürstentümer. Gern werden hier auch mal die Produkte von nicht-öffentlichen Versicherern vertrieben, wenn es vorteilhaft erscheint.

Die meisten öffentlichen Versicherer stehen aktuell wirtschaftlich solide da; es gibt weder durch Solvency II oder die Probleme in der Lebensversicherung den Zwang, unbedingt fusionieren zu müssen. Die entscheidende Frage, auf die das öffentliche Versicherungslager aber eine Antwort finden muss, ist die zukünftige Rolle der Regionalität in einem zunehmend digitalen Markt. Kann man die große Stärke der öffentlichen Versicherer – ihre regionale Verankerung – in einer Online-Welt erhalten? Die Sparkassen haben für ihr eigenes Geschäft bis heute keine überzeugende Antwort auf diese Frage gefunden, und die Versicherer auch nicht.

Die Pläne zum Aufbau einer gemeinsamen Internet-Marke wurden nicht weiterverfolgt; die S Direkt als Tochterunternehmen einiger Versicherer ist zwar erfolgreich, kommt aber über eine Nischenrolle bislang nicht hinaus. Dabei wäre die starke Marke „Sparkasse“ eigentlich die natürliche Lösung für einen gemeinsamen Online-Anbieter aller Gesellschaften. Die Versicherungskammer Bayern, bislang Nr. 1 im öffentlichen Lager, setzt mit Bavaria Direkt auf einen eigenen Weg mit regionaler Online-Präsenz.

Der Aufwand für eine umfassende Digitalisierung des Geschäfts ist so hoch, dass er auch den größeren öffentlichen Versicherern erhebliche finanzielle Anstrengungen abverlangt. Insofern sind die Forderungen aus dem Sparkassenlager nachvollziehbar, dass nicht jedes Unternehmen das digitale Rad neu erfinden muss, sondern eine Bündelung der Kräfte hier besser ist. Fusionen sind heute durch die Digitalisierung ganz konkret begründbar und nicht – wie in der Vergangenheit – mit mehr oder weniger guten Argumenten verfolgte Strategieoptionen, um größer und schöner zu werden.

Wer sich den Mühen einer Fusion unterziehen will, sollte dabei aber nicht vergessen, wie er Regionalität künftig darstellen kann. Das Managementkunststück wird darin bestehen, die Verankerung vor Ort zu erhalten und gleichzeitig die Vorteile eines größeren Unternehmens mit einer schlagkräftigen Digitalstrategie zu nutzen. Online und vor Ort erfolgreich – diesen Spagat haben bislang nur wenige Versicherer überhaupt einigermaßen hinbekommen. Für die öffentlichen Versicherer ist er entscheidend, damit sie sich weiter als besondere Kraft im Markt behaupten und ihre große Tradition in die digitale Zukunft führen können.

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