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Schlechte Nachrichten

3. August 2020

Dr. Marc Surminski |

Für die deutschen Lebensversicherer gibt es schlechte Nachrichten. Das Jahr 2019 brachte ihnen trotz vieler kritischer Medienberichte einen Rekordzuwachs bei den Einmalbeiträgen. Der gute Trend setzte sich im ersten Quartal 2020 fort – bis Corona kam. Die Folgen der Pandemiekrise dürften das Neugeschäft der Lebensversicherer erheblich belasten. Die Rezession als Folge von Corona wird gerade die Altersvorsorge hart treffen. Viele Kunden haben Zukunftsängste; die Unsicherheit, wie es wirtschaftlich weitergeht, ist groß. Investitionen in die Altersvorsorge stehen in vielen Haushalten auf dem Prüfstand.

Neue schlechte Nachrichten feuern diese Unsicherheit zusätzlich an. Die Studie, die Dr. Carsten Zielke kürzlich zusammen mit dem Bund der Versicherten über die Solvabilität der Lebensversicherer vorgelegt hat, mag fachlich zu Kritik Anlass geben. Fakt ist aber: Sie hat über reißerische Artikel u.a. in der Bild-Zeitung längst das Massenpublikum erreicht. Es bleibt die Botschaft haften: Wegen Corona wackelt jeder vierte Lebensversicherer.

In dieser Überspitzung ist das zwar maßlos übertrieben, aber im Kern der Schreckensmeldung steht die richtige Erkenntnis, dass viele Lebensversicherer unter den Niedrigzinsen schwer leiden und es nicht sicher ist, ob die Übergangsmaßnahmen unter Solvency II und das ZZR-System ausreichen, allen Unternehmen langfristig die Existenz zu sichern. Die neu aufgeflammte Debatte um das Run-off-Geschäft zeigt, dass auch in der Politik mancherorts das Vertrauen in die Lebensversicherung schwindet. (Die Zusicherung, dass die BaFin Bestandsübertragungen an eine Run-off-Plattform skrupulös prüft, um mögliche Nachteile für die Kunden zu vermeiden, hat in Zeiten von Wirecard bei den Menschen auch etwas von ihrer Überzeugungskraft verloren.)

Auch die Nachricht, dass die Pensionskasse der Sparkassen in Not ist und mit erheblichen Geldmitteln der Deka Bank und von öffentlichen Versicherern gestützt werden muss, erschüttert das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Lebensversicherung. Nachdem schon etliche regulierte Pensionskassen in existentielle Schwierigkeiten geraten sind, trifft es nun auch eine „Wettbewerbskasse“ aus dem Lager der Lebensversicherer. Die Niedrigzinsen, so der Eindruck vom Medien und Kunden, fressen sich immer weiter in die deutsche Lebensversicherung. Kaum jemand scheint noch sicher. (Außer der Allianz. Die Flucht in ihre Größe und Stabilität wird sich vor allem im Maklermarkt weiter beschleunigen. Der Marktführer wird den Markt dominieren wie nie zuvor.)

Bisher half gegen alle schlechten Nachrichten das scheinbar natürliche Urvertrauen der Deutschen in die Lebensversicherung als beste Altersvorsorgeform. Über alle Krisen hinweg gab es im Geschäft kaum Rückgänge geschweige denn echte Einbrüche. Es muss sich zeigen, ob das so bleibt. Die aktuellen Zweifel an der Lebensversicherung treffen die Branche zur Unzeit, denn es geht in Berlin um die Neuordnung der geförderten Altersvorsorge, bei der sich der GDV zunächst mit eigenen Vorschlägen gut platziert hatte. Hiobsbotschaften über Existenznöte einzelner Lebensversicherer kommen nun äußerst ungelegen. Die alte Debatte um zu hohe Kosten in der Lebensversicherung tritt dabei etwas in den Hintergrund, sie schwelt aber natürlich weiter, und es wird in Berlin dann auch wieder um die Frage gehen, warum die Lebensversicherer angesichts ihrer Probleme mit den Garantien nicht wenigstens ihre Kosten reduziert haben.

Für die Branche ist es jetzt wichtig, in der Öffentlichkeit mit starken Argumenten zu zeigen, dass die Lebensversicherung Zukunft hat und attraktive, günstige Produkte anbieten kann – und warum die Untergangspropheten Unrecht haben. Dazu ist eine offensive, robuste Kommunikation der eigenen Position nötig – und griffige Thesen, die ein Bild-Leser versteht (und der Politiker, den er wählt, auch).

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