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Vergesst die Insurtechs

15. Juni 2018

Der Hype um die Insurtechs nimmt immer größer Ausmaße an. Die Geldsummen, die Investoren (und auch digitalisierungsfreudige Versicherer) in neue Firmen pumpen, steigen auf neue Höchstwerte. Die Insurtechs mit frischen Service- und Produktideen sind zum Innovationsschrittmacher der Assekuranz geworden. Allerdings dürfte das viele Geld der Investoren nur teilweise gut angelegt sein: Die Insurtechs können den Versicherern innovative digitale Lösungen etwa für die Kundenkommunikation, die Verwaltung von Verträgen oder die Schadenregulierung anbieten. Als Motor des Geschäfts werden sie aber auch in der weiteren Zukunft keine große Rolle spielen. Sie sind mikroskopisch klein und haben kaum die Mittel, schnell auf die nötigen Umsätze zu kommen. Ihnen fehlt der Zugang zum Kunden. Ihnen fehlt der Markenname, ihnen fehlt das Geld, um sich wie etwa Check24 über einen längeren Zeitraum per Werbung in das Bewusstsein der Menschen vorzuarbeiten.

In der digitalen Revolution der Versicherungswirtschaft bleiben die Insurtechs nur eine Fußnote. Die Millionen, die dort versenkt werden, bringen nicht das nächste Amazon und noch nicht mal das nächste Check24 hervor. Die echte Disruption droht der Branche, die sich mit großem Aufwand und mutigen Strategien seit einiger Zeit selbst fit für die Digitalisierung macht, aus einer ganz anderen Richtung. Wenn die globalen Internet-Giganten erfolgreich dabei sind, ihr heutiges Geschäftsmodell zu einem kompletten Ökosystem auszubauen und auf ihren Plattformen die Kunden rundum mit Produkten und Services zu versorgen, dann geht den Versicherern langfristig ihr Zugang zum Kunden verloren. Ein umfassendes Angebot für sämtliche Bedürfnisse des Lebens, bequem über eine in vielen Jahren optimierte digitale Technik nutzbar – Facebook, Amazon und Google arbeiten schon an diesen Ökosystemen, der chinesische Internet-Gigant WeChat hat es schon zum Teil verwirklicht.

Der Kunde bleibt dann in einem System, kann mit einer perfekten Sprachsteuerung über seine digitalen Lebensassistenten alle Bedürfnisse befriedigen – und braucht gar keinen Kontakt zu einem Versicherer mehr. Die Versicherer spielen in diesem System nur noch eine marginale Rolle: Sie liefern am Ende Deckung zu, vielleicht auch einige Services wie die Schadenabwicklung. Der Kunde bewegt sich nur noch in den Systemen der großen Internet-Anbieter – ein Horrorszenario nicht nur für die Versicherer, sondern für viele Dienstleister und Verkäufer anderer Branchen.

Diese Entwicklung wird längere Zeit brauchen, und es wird natürlich immer wieder Bruchstellen und Nischen für einzelne Geschäftsbereiche außerhalb der großen digitalen Ökosysteme geben. Versicherer können als Spezialisten überleben oder sich über ihren engen Kontakt zu den Kunden mit ihren Vermittlern noch eine Weile gegenüber den großen digitalen Erobern der Märkte behaupten.

Aber sie sollten heute weniger auf die bunte Spielweise der Insurtechs schauen und dort die Zukunft der Branche vermuten. Stattdessen müssen sie versuchen, eigene Ökosysteme auf die Beine zu stellen, um Amazon & Co. Paroli bieten zu können. Das geht nur über breit angelegte Kooperationen auch innerhalb der Versicherungswirtschaft – etwas, wozu die erfolgsverwöhnte und finanzstarke Branche bislang wenig Neigung verspürt. Und selbst wenn die Versicherer eigene Ökosysteme aufbauen, ist es nicht sicher, ob diese sich ernsthaft gegen die geballte Marktmacht und das millionenfache Nutzervertrauen etwa in Google durchsetzen könnten.

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