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Zurück zum Normalzustand in der Autoversicherung

1. Juni 2024

Dr. Marc Surminski |

Die Autoversicherung durchlebt extreme Zeiten. Erst konnte sie sich wegen des starken Schadenrückgangs als Folge von Corona über gewaltige technische Gewinne freuen. Dann stürzte die Sparte wegen der Schadeninflation und einer wieder überraschend hohen Schadenfrequenz tief in die technische Verlustzone.

Jetzt hat sich die Branche auf den mühsamen Weg der Sanierung gemacht. Eine Combined Ratio von unter 100% dürfte aber angesichts des traditionell niedrigen Prämienniveaus in Deutschland und der harten Konkurrenz in der immer noch als Schlüsselsparte betrachteten Autoversicherung erst ab 2026 realistisch sein. Die eigentlich nötigen stärkeren Preiserhöhungen mochten die Versicherer ihren Kunden bislang noch nicht so recht zumuten, denn ein Konkurrenzangebot ist im Zeitalter von Check24 & Co. immer nur einen Klick weit entfernt.

Die düsteren Töne der Autoversicherer und ihrer Rückversicherer angesichts der Marktverwerfungen sind allerdings nur die halbe Wahrheit. Mehrere Jahre lang haben die Kfz-Versicherer glänzend verdient. (Wer die hohen technischen Gewinne vor allem in den Wettbewerb investiert hat, ist jetzt natürlich stärker unter Druck.) Außerdem machen viele Versicherer in den meisten übrigen Kompositsparten solide Gewinne, und unter dem Strich steht bilanziell in der Sachversicherung in der Regel ein ansehnliches Ergebnis. Genau dafür ist Diversifizierung ja auch da. Und dass alle Sparten eines Versicherers immerzu profitabel sein müssen, war bislang für die deutschen Versicherer auch eher nur ein frommer Wunsch von Analysten, aber selten Realität. (Man schaue auf die früher dauerdefizitäre Kfz-Flottenversicherung oder Wohngebäude)

Und schließlich ist das technisch Ergebnis, dessen Verfall jetzt die Schlagzeilen beherrscht, ja nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite stehen die Kapitalerträge, die nach der Zinswende wieder deutlich zulegen und das Ergebnis mehr stützen als in den mageren Jahren mit Null- und Negativzinsen. Davon ist in der öffentlichen Debatte wenig die Rede. Zwar wird es noch einige Jahre dauern, bis die alten Niedrigzins-Anlagen im Bestand alle umgeschichtet sind. Aber auf Sicht wäre eine Combined Ratio von 100% in Kfz vor diesem Hintergrund durchaus akzeptabel, ist von einigen Gesellschaften zu hören.

Mit der Zinswende kehrt der Versicherungsmarkt jedenfalls allmählich wieder in seinen Normalzustand zurück, bei dem substantielle Kapitalerträge ein wichtiger Teil des Geschäftsmodells sind. Dies soll nicht bedeuten, das unselige Cash Flow-Underwriting früherer Zeiten wiederauferstehen zu lassen. Aber höhere Kapitalerträge schaffen auch in Problemsparten wieder mehr Flexibilität, und die Weltuntergangsstimmung in Kfz hellt sich spürbar auf.

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